Veranstaltungsrückblick

Fachtag

„Zu alt für die Jugendhilfe – zu jung für die Selbständigkeit. Careleaver und die Verantwortung der Jugendhilfe in Rostock.“

„Seit ich denken kann, rechnet man mir vor, was für Kosten ich verursache.“

„Hilfeplangespräche fand ich immer beängstigend. Ich sollte Ziele nennen, die für mich gar nicht wichtig waren.“

„Geholfen hat mir meine Bezugserzieherin im Übergang, die an mich geglaubt hat, egal welchen Mist ich gebaut habe.“

So und noch mehr formulierten die drei jungen Careleaver aus Rostock ihre Erfahrungen mit der Kinder- und Jugendhilfe beim Erwachsenwerden. Die ca. 60 pädagogischen Fachkräfte aus verschiedenen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe waren sehr interessiert an den Aussagen der jungen Erwachsenen und an den Inhalten, die Frau Prof. Dr. Böllert (Universität Münster, AGJ) und Herr Haase (MVZ GGP) dazu beitrugen. Im Großen und Ganzen ging es um die Frage, wie wir in Rostock Jugendliche besser unterstützen können beim Übergang von einer stationären Hilfe wie einer Wohngruppe oder einer Pflegefamilie in die sogenannte Selbständigkeit. Frau Prof. Dr. Böllert zeigte anhand statistischer Zahlen auf, dass wir gravierende Probleme in diesem Bereich produzieren. So sind bundesweit 25 Prozent aller Wohnungslosen ehemalige „Heimkinder“. Etwa ein Drittel aller Jugendlichen, die aus Wohngruppen in die Selbständigkeit gehen, hat keinen Bildungsabschluss, keinen Ausbildungspatz und ist damit bildungsbenachteiligt. Herr Haase vom MVZ der GGP veranschaulichte allen deutlich, welche besonderen Entwicklungsaufgaben gerade die fremduntergebrachten Jugendlichen bewältigen müssen. Wie wichtig emotionale Bindungen und Kontinuität sind, auch im Übergang. Die Atmosphäre beim Fachtag war offen und konstruktiv. Ideen, wie den Careleaver e.V. auch in Rostock zu etablieren, den Jugendhilfeausschuss dafür zu nutzen und auch das Thema der Ombudsstellen damit einhergehend zu platzieren wurde diskutiert. Frau Prof. Dr. Böllert berichtete von den Arbeitsschwerpunkten der AGJ und dem Stand der Forderungen, wie zum Beispiel einen eigenen Rechtsanspruch der Careleaver im § 41 SGB VII vom Soll zum Muss und der Heraufsetzung der Altersgrenze auf 23 Jahre. Im bundesweiten Durchschnitt verlassen Jugendliche ihre Eltern mit 25 Jahren. So lange brauchen sie die Unterstützung. Warum sollte das gerade bei fremduntergebrachten Jugendlichen, die zusätzlichen Belastungen ausgesetzt sind, anders sein? Oder wie sieht es für Jugendliche mit Coming Back-Optionen aus? Unterstützt wurden die Workshops auch vom Jugendhaus Rostock und der zigPlus (Lunte e.V.), einer Beratungsstelle für junge Menschen in für sie herausfordernden Lebenssituationen, die eng miteinander kooperieren und viele Praxisfälle einbringen konnten. Für das leibliche Wohl aller war hervorragend gesorgt und ein anregender und diskussionsfreudiger Fachtag ging 15 Uhr zu Ende.

Mal wieder gut gelungen: ein Pflegefamilienwochenende in Salem

Ganz beseelt und erfüllt von schönen Erinnerungen und neuen Erfahrungen im Umgang mit Kindern kehrten am Sonntag 16 Pflegeeltern mit ihren insgesamt 15 Kindern zurück nach Hause. Im Rahmen eines Wochenendseminars bekamen sie viele Anregungen, was jede*r gegen Stress machen könnte. Dem Psychologen Ingo Westerholt gelang es mit seinem lockeren humorvollen Stil biologische Tatsachen mit stressigen Erfahrungen von (Pflege-)Eltern so zu verknüpfen, dass die Hörerschaft sich selbst und ihre Lebenspartner*innen besser verstanden. Es ging um Rollenaufteilung in der Familie, um Zeitdruck und um ständige Diskussion um dieselben Themen. Die engagierten Seminarteilnehmenden sammelten selbst eine lange Reihe von hilfreichen Strategien, was ihnen gegen Stress hilft – vom Marmeladekochen bis zu bewusst tiefen Atmen, vom Toben bis zu Yoga. So bereicherten sich die (Pflege-)Eltern gegenseitig. Währenddessen konnten die Kinder – gut behütet von 6 Betreuer*innen und einem Opa – entspannt spielen, Laterne basteln oder toben. Am Samstagabend genossen die meisten noch eine Abendwanderung den benachbarten Hügel hinauf. Dabei wurde an drei Stationen die (gekürzte) Geschichte der „Kleinen Hexe“ von Otfried Preußler vorgelesen. Zurückgekehrt in die großzügige Anlage versuchten alle bei lauter Musik einer Hochzeitsgesellschaft auf demselben Gelände ihren verdienten Schlaf zu bekommen, was den einen besser, den anderen schlechter gelang. Der Sonntag diente der Reflexion des Gehörten und einer bunten Feedbackrunde mit dem überwiegenden Ergebnis: „ich komme wieder“ – „ich auch“.

Unser Besuch im Ostseestadion

Vor wenigen Tagen hatten jugendliche Pflegekinder ab 12 Jahren die Möglichkeit, an einer Führung im Ostseestadion teilzunehmen. Dort gab es einiges über die 60-jährige Geschichte des Ostseestadions und des FC Hansa Rostock zu erfahren, auch in Form lustiger Anekdoten. Bei den Fans löste es Begeisterung aus, durch den Spielertunnel kommend den Rasen zu betreten und Einblicke hinter die Kulissen zu bekommen, die sonst dem Stadionbesucher verwehrt bleiben. Einmal auf dem Platz des Trainers im Presseraum sitzen, in dem vor den Spielen die Pressekonferenzen stattfinden? Auch das war möglich!

Die Idee zu der Aktion kam von den Jugendlichen selbst und wir freuen uns, dass es geklappt hat.

Manege frei – Zirkuswoche mit Pflegekindern

Einmal im Scheinwerferlicht zu stehen vor einem großen Publikum – dieser Traum wurde für 14 Kinder des Pflege-Familien-Zentrums der Caritas in der letzten Ferienwoche wahr.

Einmal im Jahr gibt es für die Pflegekinder die Möglichkeit, mit dem Circus Fantasia aus Rostock eine Zirkusshow auf die Beine zu stellen. In diesem Jahr standen die Räumlichkeiten der Landeskirchlichen Gemeinschaft zur Verfügung, in denen jeden Tag ausgiebig geübt und trainiert wurde. Das Konzept der Woche ist simpel: Große Artisten machen was vor und Kleine was nach. Die „alten Hasen“ Timo und Carsten von der Fantasia AG haben den Kindern so manche Schwierigkeiten bereitet. Auf der Kugel zu balancieren, mit Bällen zu jonglieren oder die Pois zu schwingen, ist nun mal nicht so einfach. Unterstützung erhielten die Zirkusaktobaten von den Caritas-Mitarbeitern Alexander Döhring und David Schulz, sowie von zwei ehrenamtlichen Helfern und einer Integrationshelferin. Zwischen dem Training gab es natürlich jede Menge Pausen und Spiele. Auf dem Spielplatz im Lindenpark konnten sich die Kinder richtig austoben und das schöne Wetter genießen. Dort wurde z.B. der „Zirkusschatz“ gesucht oder auf der Slackline balanciert. Das Ziel der Woche war es, ein kleines Zirkusprogramm für Familie, Freunde und Bekannte zu erarbeiten. Thematisch ging es um eine magische Welt mit fantastischen Wesen. Zwei kleine Mädchen feierten, laut der Geschichte, einen zauberhaften Geburtstag. Die erhaltenen Geschenke der Geschwister wurden jedoch von einer Fee verwünscht. Wenn ein Geschenk geöffnet wurde, erhielten sie den Einblick in eine neue Zauberwelt. Die Kostüme und die Musik haben sich die Teilnehmer der Zirkuswoche selbst ausgesucht. So wurde der Saal der Landeskirchlichen Gemeinschaft mit Feen, Piraten, Polizisten und Hunden gefüllt. Dazu gab es Kinderschminke und Glitzer ins Gesicht.

Am Ende der Woche ist somit eine wunderschöne Zirkusshow entstanden, die allen Zuschauern gefallen hat. Bei Kaffee und Kuchen gab es schließlich die Möglichkeit, sich mit den Eltern auszutauschen und sich von allen Kindern und Betreuern zu verabschieden. Die Resonanz der Kinder war positiv, sodass es im nächsten Jahr bestimmt wieder heißt: „Manege frei“.

Sommerfest mit Pippi Langstrumpf

Glaubst du etwa nicht, dass ich einen Spunk erkenne, wenn ich einen vor mir hab? Hast du jemals in deinem Leben etwas so Spunkartiges gesehen?

Das Sommerfest war zum Beispiel spunkartig. Das Wetter war so schön und der Ort auch. Und eine Attraktion nach der anderen – Zirkus, Tauziehen, furchtbar wildes Federvieh, die stärkste Frau der Welt – das muss sie sein, denn sie hat zwölfundzwanzig große Reifen aus purem Eisen geschwungen, tolle Wollebälle und bemalte Gesichter, ein Riesenluftschloss und Menschenpyramiden, … ich sag ja, spunkartig!

Und dann noch all die vielen Kinder und Eltern der Kinder und Pflegeeltern der Kinder und Eltern der Eltern der Kinder. Alle hatten Spaß und ich war mittendrin. Und die Tante Prusseliese auch und Kling und Klang, Donner-Karlsson, Papa Efraim und Annika, der kleine Onkel und Herr Nielsson – alle waren da.

Und da ich Eine-Wirklich-Feine-Dame werden will, sage ich auch Dankeschön – das gehört sich so. Da waren nämlich viele Helfer, die ordentlich mit angepackt haben. Die waren zwar alle zusammen nicht so stark wie ich, aber sehr fleißig.

Zum Schluss habe ich dann allen gesagt: Am besten, ihr geht jetzt nach Hause damit ihr morgen wiederkommen könnt. Denn wenn ihr nicht nach Hause geht, könnt ihr ja nicht wiederkommen. Und das wäre schade.