Rückblick auf unseren Fachtag: „Der Blick in die Glaskugel – oder wie Perspektivklärung gelingen kann“

Ein Tag der berührte, aufrüttelte, sensibilisierte – und trotz Schneechaos richtig „cool“ war.

Am 24. November 2025 war es soweit: Pflegeeltern, Pflegekinder, Fachkräfte, Studierende und Interessierte kamen im Familienkompetenzzentrum des ASB in Rostock zusammen, um sich einem Thema zu widmen, das im Pflegekinderwesen zu den sensibelsten und gleichzeitig wichtigsten gehört: der Perspektivplanung. Schon der Titel des Fachtags „Das Ding mit der Glaskugel … oder wie Perspektivplanung gelingen kann“ machte deutlich: Hier geht es um Zukunft, um Sicherheit, um gemeinsame Verantwortung und darum, wie wir Wege für Kinder gestalten können, die Orientierung und Halt brauchen.

Perspektivklärung – ein hochaktuelles Thema Schon in der Begrüßung durch die Abteilungsleiterin des ASD Rostock May-Britt Hörner wurde spürbar: Perspektivplanung bewegt fachlich, rechtlich und emotional. Kinder brauchen Sicherheit. Pflegefamilien und Eltern brauchen Orientierung. Fachkräfte benötigen Ressourcen, Zeit und klare Verfahren. Bundesweit befassen sich die Fachkräfte mit den gesetzlichen und fachlichen Vorgaben der Perspektivklärung im und unser Fachtag schließt an die bundesweiten Diskurse an. Die Keynote von Elke Kuch (Pflegekinderdienst der Stadt Leipzig) bot Klarheit, Erfahrung und fachliche Impulse. Sie zeigte eindrücklich, wie herausfordernd es ist, Perspektiven für fremduntergebrachte Kinder zu gestalten und wie essenziell Stabilität, Entwicklungsbedarfe und multiprofessionelle Zusammenarbeit dabei sind.

Multiprofessionelle Workshops: Vielfalt, Beteiligung und echter Austausch In sechs Workshops vertieften die Teilnehmenden zentrale Themen der Perspektivplanung, darunter:

  • Perspektivklärung aus Sicht junger Menschen (Grit Gaida (PFZ), Anne Beitz (PKD) & Jugendliche)
  • „Bleibe ich hier?“ – Gespräche mit Kindern & Jugendlichen (Susann Huth, Fachbereichsleitung Kindertagesstätten und Erziehungsstellen ASB)
  • „Was kommt als Nächstes?“ – Perspektivklärung im Zusammenspiel von Jugendhilfe, Familien und Fachpraxis (Uta Harbarg, Susanne Ebeling ASD Rostock)
  • „Hör mir zu!“ – Kinderrechte in der Perspektivklärung von Pflegeverhältnissen (Maike Nadar & Anna Bahr Transferzentrum Kinderrechte & Kinderschutz MV)
  • Traumapädagogik im Alltag – Sicherheit, Bindung & Perspektiven für Pflegekinder (Sabine Buch-Karcisky, Systemisch Beraterin & Traumafachberaterin)
  • Perspektivplanung bei Pflegekindern – fachliche Vertiefung (Elke Kuch, PKD Leipzig)

Einblicke ins Leben: Gespräch mit Steven

Ein besonderer Höhepunkt war das Gespräch mit Steven, der als Pflegekind sehr persönliche Einblicke in seine Erfahrungen gab. Mit beeindruckender Offenheit sprach er darüber, wie er Beteiligung erlebt hat, welche Unsicherheiten ihn begleitet haben und warum ihm der respektvolle Blick auf Fachkräfte so wichtig ist.

Seine Worte berührten, machten Mut und machten deutlich: Gute Perspektivplanung braucht echte Beteiligung, gelebte Kinderrechte und stabile Beziehungen.

Diese Mischung aus fachlicher Reflexion, Erfahrungswissen und kindzentrierter Perspektive machte die Workshops und den Tag insgesamt besonders wertvoll.

Ein Tag voller Eindrücke und Erkenntnisse In der gemeinsamen Auswertung wurde sichtbar, dass viele Teilnehmende Impulse mitnahmen, die nachwirken. Fragen, die größer geworden sind, Erkenntnisse, die Mut machen, und konkrete Anregungen die schon morgen den Hilfeprozess bereichern können.

Was bleibt? Dieser Fachtag hat gezeigt:

  • Perspektivplanung gelingt nicht allein – sie gelingt gemeinsam.
  • Beteiligung ist kein Extra – sie ist zentral.
  • Kinderrechte sind handlungsleitend.
  • Traumasensibilität, Beziehung und Klarheit gehören zusammen.

Und (!): Pflegekinder selbst sind Expert:innen ihrer eigenen Lebenswege. Ihre Beteiligung in Workshops, Organisation und inhaltlicher Gestaltung war ein echter Gewinn und ein Beispiel dafür, wie moderne Kinder- und Jugendhilfe aussehen kann.

Ein herzliches Dankeschön

Wir danken allen Pflegeeltern, Kindern und Jugendlichen, Fachkräften, Referent:innen und Workshopleitungen für ihr Engagement, ihre Offenheit und die Bereitschaft, diesen Tag mitzugestalten.

Es war ein Fachtag, der berührte, aufrüttelte, konstruktiv war – und eben auch richtig „cool“.

Anna Bahr vom Transferzentrum der Universität Rostock